Rote Armee
Gliederung in der DDR
Übersicht zur Gliederung der Sowjettruppen in der DDR und im Jüterboger Raum
Die hier dargestellten Informationen zur Gliederung der in Deutschland stationierten sowjetischen / russischen Streitkräften stellen den aktuellen Forschungsstand des Vereins dar und beziehen sich etwa auf die Mitte der 80er Jahre. Wenn neue Informationen vorliegen, wird die Darstellung angepasst, insofern sind Hinweise , Kritik und Anregungen stets willkommen.
Bezeichnung der Besatzungstruppen über die Jahre
bis 1954: „Gruppe der sowjetischer Besatzungstruppen in Deutschland" (GSBTD)
bis 1989: „Gruppe sowjetischer Streitkräfte in Deutschland" (GSSD)
bis 1994: „Westgruppe der Truppen" (WGT)
Struktur der in der DDR stationierten sowjetischen Truppen

Struktur der im Jüterboger Raum stationierten sowjetischen Truppen
- der 20. Garde-Armee unterstellte Einheiten und Einrichtungen
(Kampfhubschrauberregiment aus 8. Garde-Armee)

- dem Oberkommando direkt unterstellte Einheiten und Einrichtungen

Luftwaffe

32. Garde Panzerdivision mit dem Traditionsnamen "Poltawa"
Wie aus der auf unserer Internetpräsentation dargestellten Gliederung der sowjetisch/russischen Streitkräfte hervorgeht, gehörte die zuletzt als 32. Garde Panzerdivision bezeichnete Einheit zum Kern der im Jüterboger Raum stationierten Truppen. Ebenfalls dargestellt ist die Zusammensetzung der 32. PD hinsichtlich der ihr unterstellten Regimenter und Bataillone.



Die Bilder zeige Einheiten der Division 1968 bei ihrer Rückkehr nach Jüterbog vom Einsatz in der CSSR. Zu sehen sind ein Lkw SIL-157 mit gezogener Vierlingsflak sowie SPW 40 mit SPW 152 im Hintergrund.
Das rechte Bild zeigt die Wanne eines explodierten T-64 Kampfpanzers unweit der Unterkünfte des Panzerregiments in Jüterbog 2, Mitte der 90er Jahre aufgenommen. Es kam scheinbar öfter vor, dass dieses Waffensystem brannte und sogar explodierte, wie mehrere Wracks im Bereich des Truppenübungsplatzes vermuten lassen. Der modern konzipierte und technologisch sehr hochwertig gefertigte T-64 wurde seit seiner Einführung Ende der 60er Jahre das Rückrad der sowjetischen Panzertruppen. Seine Serienfertigung lief mit zahlreichen Modernisierungen bis 1987. Die Umstellung auf den T-80 wurde bis zur Wende bei den in Deutschland stationierten Truppen erst in Teilen vollzogen, die den als weniger anspruchsvoll geltenden T-72 überhaupt nicht zugeteilt bekommen hatten.



Hier drei Beispiele für die Ärmelabzeichen, wie sie von der Sowjetarmee am linken Oberarm der Ausgehuniform getragen wurden (Artillerie, Mot.-Schützen, Panzer).
Die Kampkraft einer Panzerdivision wird getragen von ihren Panzerregimentern. Am Beispiel des zur 32. PD gehörenden 343. Panzerregimentes wollen wir zeigen, aus welchen Komponenten sich ein Panzerregiment Ende der 80er Jahre zusammensetzt. Der Aufbau des 343. PR entspricht etwa dem sowjetischen Standard dieser Zeit.
343. Garde „Dembizkij“ Panzerregiment
Der Verband gehörte wahrscheinlich von Anbeginn zu der Division mit dem Traditionsnamen „Poltawa“. Und das durch alle Etappen der Entwicklung dieser Division: Luftlandedivision, Mechanisierte Division, Mot-Schützendivision und Panzerdivision (32. Gde. PzDiv).
Zunächst hieß der Verband 49. Gde.Mech.Rgt. (mechanisiertes Garderegiment). Daraus wurde um 1957 das 216. MSR (Mot-Schützenregiment). Aus dem 17. selbständigen Panzer-Bataillon des vorangegangenen Regiments wurde schließlich im Mai 1982 das 343. GdePzRgt (Garde Panzerregiment). Den Traditions- oder Ehrennamen "Dembizkij" hatte sich das Regiment im 2. Weltkrieg erworben.
Der als Panzerregiment etwa 1700 Mann starke Verband hatte die Feldpostnummer: 34999 und war in Jüterbog 2 im Bereich der Bülowstraße stationiert.
Die waffentechnische Gliederung und Befehlsstruktur war zuletzt wie folgt:
Regimentskommandeur
- Stellv. für Ausbildung
- Stellv. für politische Arbeit
- Stellv. u. Stabschef (SC)
- Stabskompanie ca. 65 Mann
- Stellv. d. SC "Operativ"
- Pz. Batl. mit je 31 T-80
- Pz. Batl. mit je 31 T-80
- Pz. Batl. mit je 31 T-80
- MotSchütz.-Batl. mit 43 BMP u. 497 Mann
- Stellv. d. SC u. Offz. f. Nachrichtendienst
- Pz. Aufkl. Kp., ca. 55 Mann,
- Pz-Aufkl.-Zug (Kette) mit drei BMP-2, drei RPK-74, ein Radar PSNR-2,
- Pz-Aufkl.-Zug (Rad), vier BRDM-2, vier RPK-16, ein Radar-Kfz.
- Motorradgruppe, drei Kräder
- Stellv. d. SC u. Offz. für Fernmeldedienst
- Fernmeldekp. ca. 50 Mann,
- Funk-Zug, HF, VHF u. Richtfunk
- Fernsprechzug
- Offz. Pioniertruppe
- Pionierkompanie, ca. 60 Mann,
- Pio-Zug zur Minenkampfführung mit Minenlege- u. Minenräumgeräte,
- Brückenlegezug mit drei Brückenlegepanzer MTU-3, vier Sturmbrücken TMM,
- techn. Zug mit Kran, Bagger, Planierraupe, Lkw-Kipper und Instandsetzungsfahrzeug
- Offz. ABC-Dienst
- ABC-Abwehrzug, ca. 25 Mann, drei ABC-Abwehrgruppen, 4 Kfz zur Dekontaminierung
- Stellv. d. Kdr. für Bewaffnung u. Technik
- Offz. Pz-Dienst (Kette)
- Offz. Kfz-Dienst (Rad)
- Instandsetzungskp, ca. 65 Mann,
- Kfz-Instandsetzungszug,
- Pz-Instandsetzungszug,
- Waffentechn. Instandsetzungszug,
- Bergezug,
- Sonderinstandsetzungszug (Schweißen, Batterie, Elektrik)
- Offz. Raketentechnischer Dienst (Muni)
- Chef Artillerie
- Führungsbatterie
- SFL-Art.-Abt., 27 SFL 122mm 2 S 1 GWOSTIKA, ca. 240 Mann,
- Stabszug mit Feuerleitpanzer, Laserentfernungsmesser u. Gefechtsfeldradar sowie drei Feuerbatterien
- Chef Truppenluftabwehr / TLA
- Führungsbatterie
- FlaRakBatl. mit 6 ZSU-23/4, 6 BMP mit je 3 SA-16
- Chef Rückwärtige Dienste
- Transportkompanie
- Sanitätskompanie
Als im Mai 1989 die 32. Panzerdivision von Jüterbog in die UdSSR zurück befohlen worden ist, wurde damit auch das 343. Garde Panzerregiment abgezogen.
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87. Garde-Panzerregiment
Der Verband gehörte von Anbeginn zu der Divison mit dem Traditionsnamen „Poltawa“. Und das durch alle Etappen der Entwicklung dieser Division: Luftlandedivision, Mechanisierte Division, Mot-Schützendivision und Panzerdivision (32. Gde. PzDiv).
Zunächst hieß der Verband 47. mechanisierte Garderegiment Gde.Mech.Rgt.. Daraus wurde um 1957 das 214. MSR (Mot-Schützenregiment). Aus dem Mot-Schützenregiment wurde im Rahmen einer Kampfkrafterhöhung schließlich im Mai 1982 das 287. GdePzRgt (Garde Panzerregiment).
Der als Panzerregiment etwa 1.700 Mann starke Verband hatte die Feldpostnummer: 60883 und war in Jüterbog 2 im östlich Teil der Bülowstraße in Richtung Neuheim stationiert.
Zur waffentechnische Gliederung und Befehlsstruktur siehe „Schwester“-Regiment Nr. 343.
Als im Mai 1989 die 32. Panzerdivision von Jüterbog in die UdSSR zurück befohlen worden ist, wurde damit auch das 287. Garde Panzerregiment abgezogen.
469. Artillerieregiment
Das 469. Selbstfahrlafetten (SFL)-Artillerie-Regiment als Teil der 32. Garde-Panzerdivision lag in Neues Lager, der so genannten Militärsiedlung Nr. 4. Seine Feldpostnummer lautete PP 60413.
Der Verband war rund 1 300 Mann stark. Sein Stab bestand aus dem Kommandeur, dem Stellvertreter des Kdr. für Ausbildung, dem Stellv. P/A, dem 1. Stellvertreter und Stabchef (SC) mit eigenem Stab und einer rund 75 Mann starken Führungsbatterie.
Dazu gehörten außerdem eine Aufklärungsbatterie, ein Fernmeldezug, ein Schallmeßzug, ein Vermessungszug, ein Zug des meteorologischen Dienstes, zusammen etwa 100 Mann stark. Für die Feuerleitung stand des weiteren zur Verfügung ein MT-LBu Artillerieführungskomplex 1 W-19 und drei 1 W-18, fünf Artillerie-Aufklärungs-Radargeräte PRP-3 und -4 auf BMP-Fahrzeugen montiert, sowie ein BMP 60 P mit der Funkstation R-156.
Unter Führung des Stellvertretenden Regimentskommandeurs und Leiter. Bewaffung gab es den Raketen-Waffentechnischen Dienst, den Kfz-Dienst, den Panzer-Dienst, eine Instandsetzungskompanie (zwei Instansetzungs-Kfz. SIL 131 mit Anhänger), eine Werkstatt und ein Materiallager.
Der Stellvertretende Regimentskommandeur und Ltr. Rückwärtige Dienste (RD) verfügte über je eine Verpflegungs-, B/A-, Transport- und Versorgungskompanie sowie ein Nachschublager. Insgesamt etwa 36 Kfz. mit Anhängern, darunter 8 Tankwagen mit Anhänger als Betriebsmittelzüge und drei Wassertankwagen mit Anhängern.
Die Feuerkraft des Regiments bestand in drei (SFL)-Artillerie-Abteilungen, jede mit drei SFL-Batterien, von denen jede drei Feuerzüge zu drei SFL hatte. Zusammen 81 Pz-Kanonenhaubitzen SO-152 2 S 3 „Akazia“ mit einer Reichweite von 18,5 km, mit RAP bis 24 km. Die SFL hatte eine Besatzung von vier Mann, einen Kampfsatz von 46 Granaten.
Neben den SFL-Art.-Abt. hatte das Regiment auch noch eine ca. 270 Mann starke Raketenwerfer-Abteilung (russ. Bataillon), ausgerüstet mit dem Mehrfachraketenwerfer (MRW) 18 BM-9p URAGAN. Später umgerüstet auf 18 Fahrzeuge BM-21 GRAD (dt. „Hagel“) von je drei Batterie mit je sechs Werfern.2

BM-21 im Dreiseitenriss auf Ural Fahrgestell, wie er in der Divisionsartillerie Verwendung fand.
27. Raketenbrigade in der 20. Garde-Armee
Zu den Stabstruppen der 20. Garde-Armee (Eberswalde) gehörte die 27. Raketenbrigade, welche auf den Truppenübungsplätzen um Jüterbog wechselnde Feuerstellungen belegt hatte. Die Brigade war mit der Operativ-Taktischen Rakete 8 K 14 ( NATO-Code SCUD-B, USA-Bez.: SS-1c ) ausgerüstet. Die Rakete erreicht Ziele in 50 bis 300 km Entfernung und kann neben konventionellen Gefechtsköpfen auch chemische (dafür konnte ein Depot in Altes Lager nachgewiesen werden) und nukleare (die vermutlich im Sonderwaffenlager Linda-Stolzenhain südlich Welsickendorf gelagert waren) Gefechtsköpfe tragen; letztere mit 20, 50 oder 100 KT (Kilotonnen Trinitrotoluol-Äquivalent) Sprengkraft.
Die 27. Raketenbrigade bestand aus drei Abteilungen zu je drei Batterien mit je einem Komplex 9 K 72, einer Technischen Batterie und einer Meteorologenbatterie. Damit verfügte eine jede Abteilung über drei Startrampen 9 P 117 M1 auf der Basis eines geländegängigen 8x8 Lkw MAS-543, drei Isothermfahrzeug 9 F 223 auf Lkw SIL-131 für den klimatisierten Transport der Gefechtsköpfe, drei Raketentransportfahrzeuge 2 T 3 M1 und je ein Prüffahrzeug 9 W 41 und 2 W 11 und ein Ersatzteilfahrzeug 2 Scha1 auf Lkw SIL-131 KUNG zur technischen Vorbereitung und Wartung der Bordgeräte der Rakete. Hinzu kommen je Startbatterie ein Komplex an Tankfahrzeugen für Brennstoff, Oxydator und zur Neutralisation sowie ein fahrbarer Kompressor 8 G 33 U und eine Führungsstelle 9 S 436, alle auf Kfz.-SIL-131/157 spez.
Wie Einwohner berichten, soll zeitweilig ein Teil der Brigade bei Gottow „im Wald“ gelegen haben. Wegen der Schutzbekleidung der Bedienungsmannschaften sprachen die Bewohner von „den Schwarzjacken“, die ab Anfang der 80er Jahre dort die Gegend unsicher machten. Sehr wahrscheinlich sind die 9 Raketenkomplexe immer wieder im Bereich der beiden Truppenübungsplätze Jüterbog und Heidehof verlegt worden, um die gegnerische Aufklärung zu erschweren.

Gefechtsexerzieren mit dem Waffensystem der 27. Raketenbrigade auf dem TrÜbPl Jüterbog. Das Foto stammt aus russ. Quellen. 1995 wurde auf dem Schrottplatz Altes Lager ein Übungsgefechtskopf dieses Raktensystems gefunden. Er ist heute im Heimatmuseum Jüterbog zu besichtigen.
Als Gefechtssatz einer Startrampe 9 P 117 M/M1 wurden in der Armee, hier also in der 20. Garde-Armee, 3 Raketen vorgehalten. Eine befand sich in der Brigade, die anderen beiden in der BRTB (Beweglichen Raketentechnischen Basis der Armee). Die Gefechtsköpfe wurden gesondert gelagert. Ein Zugriff war nur über eine spezielle Freigabeprozedur des Oberbefehlshabers der Front möglich.
In der Raketenbrigade lag der Träger in Zeiten ohne erhöhter Gefechtsbereitschaft hermetisch verpackt auf dem Raketentransportfahrzeug 2 T 3/3M/3M1 im Zustand der Bereitschaftsstufe BS-6. Hier war mit dem Transportgestell 2 Scha 3 auch die Lagerung von 2 Trägern möglich. Erst bei Auslösung einer höheren Stufe der Gefechtsbereitschaft wurden die Startrampen beladen und schrittweise die Bereitschaftsstufe der Rakete bis zur BS-1 angehoben.